Der Hallenser Christian Bloch hat als Visual Effects Designer in Hollywood Karriere gemacht, für „Star Trek“ Raumschiffe designt und für die Nasa ein Spaceshuttle virtuell zum Leben erweckt. Doch nicht alles ist Glitzer in der Stadt, in der Träume wahr werden.
Von Janine Gürtler
Die Geschichte von Christian Bloch klingt wie ein Hollywood-Drehbuch: fast zu schön, um wahr zu sein. Der Hallenser hat den Sprung von seiner kleinen Bude in Glaucha in die Glitzerwelt Hollywoods geschafft. Seit 18 Jahren arbeitet der Visual-Effects-Künstler für große Film- und Serienproduktionen, hat schon für die „Star Trek Enterprise“-TV Saga Raumschiffe und Aliens designt und beim Actionfilm „Shoot ’Em Up“ mit Hollywood-Star Clive Owen die Toilette, in der der Filmheld nach seiner Pistole fischt, am Computer auf versifft (vom dreckigen Rand über Zigarettenstummel im trüb-braunen Wasser) getrimmt.
Wieso es ihn Tausende Kilometer von seiner Heimat fortgezogen hat? „Hollywood ist eben das Mekka für Visual Effects Artists“, sagt der 43-Jährige und lacht. Nur war der Weg bis ins Mekka alles andere als einfach.
Mit Special Effects für „Star Trek“ fing alles an
Noch während seines Multimedia-Studiums in Leipzig bewirbt sich der damals 20-Jährige für Praktika in Hollywood. Doch von keiner der Firmen, die der Hallenser anschreibt, bekommt er eine Antwort. Beim zweiten Anlauf – da steht er kurz vor dem Abschluss seines Diploms – vergrößert er den Radius, schreibt mehr als 20 Firmen an und seinen Favoriten wochenlang hinterher.
„Ich habe die jede Woche genervt, immer irgendeinen Grund gefunden, nochmal zu nachzuhaken.“ Er schickt von ihm designte 3D-Grafiken, verspricht, dass er für Reise- und Unterkunft selbst aufkommt. Irgendwann geht er noch einen Schritt weiter, bietet an, umsonst zu arbeiten. „Die hätten bescheuert sein müssen, um Nein zu sagen“, lacht Bloch.
Seine Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Die Visual Effects-Schmiede Eden Fx, die unter anderem für die Star Trek-Serie „Enterprise“ die Special Effects lieferte, gibt ihm eine Chance. „Da war ich dann gleich mittendrin in Hollywood“, blickt der Mann, der oft lässig mit Basecap unterwegs ist, zurück. In sechs Monaten Praktikum entwirft er nicht nur Raumschiffe und Wasseralien für Star Trek, sondern wird auf Promi-Partys eingeladen, auf denen auch Captain Archer und Co. abhängen.
Das Science-Fiction-Franchise macht Millionengewinne, dementsprechend aufwendig sind auch die Animationen. „Da hat Geld überhaupt keine Rolle gespielt“, sagt der Grafikkünstler.
Nach sechs Monaten will die Firma ihn gar nicht wieder gehen lassen, schließlich steckt die Staffel noch mitten in der Produktion. Der Hallenser muss sich zwischen Studienabschluss und seinem Traumjob entscheiden – und nimmt schließlich den Flug nach Hause. An dieser Stelle hätte das Kapitel Hollywood zu Ende sein können. Nicht aber für Christian Bloch. Er schreibt seine Diplomarbeit und arbeitet von Halle aus weiter für Hollywood. „Ich hatte mehr damit zu tun, mir Arbeit vom Hals zu halten, als damit, Arbeit zu finden“, scherzt Bloch.
Nach seinem Abschluss zieht es ihn 2004 endgültig nach Los Angeles. Zwölf Jahre ist er bei Eden FX geblieben, hat an dutzenden Produktionen mitgearbeitet, alle Höhen und Tiefen der Firma mitgemacht. Die Branche ist schnelllebig, Eden FX wird aufgekauft, eingestampft und neu gegründet – jedes Mal geht Bloch mit. Seine Werke sind in Erfolgsserien wie „Lost“ (ein schwarzes Rauchmonster, das die Inselbewohner der Serie in Panik versetzt), aber auch in unzähligen Horrorserien wie „From Dusk till Dawn“, „Ghostwhisperer“ und „Teen Wolf“ und Disney-Sitcoms zu sehen. Manche Grafiken baut der Filmliebhaber in wenigen Stunden, für andere braucht er Monate.
Wenn Nasa-Astronauten bei der Arbeit helfen
Vor allem dann, wenn sie für niemand geringeren als die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa gedacht sind. Für das Kennedy Space Center, dem Weltraumbahnhof der Nasa auf Merritt Island in Florida, hat der Hallenser eine beeindruckende 360-Grad-Projektion über die Geschichte des Raumschiffes Atlantis am Computer gebaut. „Ein Traum für jeden Weltall-Nerd“, scherzt der 43-Jährige. Rund elf Minuten lang ist das Video, das die großen Momente des Space Shuttles nachzeichnet und den Besuchern das Gefühl gibt, im Weltraum zu schweben. „Da fliegt sogar die ISS animiert an dir vorbei“, schwärmt Bloch.
Um das digitale Raumschiff und auch die Internationale Raumstation historisch korrekt zu bauen, hat Bloch eng mit Nasa-Ingenieuren zusammengearbeitet. „Ich konnte denen stundenlang Löcher in den Bauch fragen“, grinst der Weltall-Fan. Schließlich mussten er und sein Team genau wissen, welche Bauteile der ISS zu welchem Zeitpunkt angebracht wurden.
Auch ein ehemaliger Nasa-Astronaut stand ihnen zur Seite, um zu erklären, wie sich Schwerelosigkeit anfühlt. „Wir wollten den Zuschauern ja das Gefühl geben, wirklich zu schweben“, erklärt der Hallenser. Der Preis für das Mammutprojekt, ein Award der Visual Effects Society, schmückt heute sein Bücherregal, dezent versteckt hinter einer Zimmerpalme.
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