Kindheit im Netz (Foto: Andreas Stedtler)

Es bringt nichts, unsere Kinder vor dem Internet wegsperren zu wollen

Angesichts der weitgehenden Wirkungslosigkeit von staatlicher Kontrolle und technischen Restriktionen sprechen sich viele Kritiker für eine stärkere medienpädagogische Begleitung von Kindern aus. „Es bringt nichts, unsere Kinder vor dem Internet wegsperren zu wollen“, fasst Nadia Kutscher zusammen.

Torsten Hinze sieht das ähnlich. In seinen Unterricht bindet er „Neo“ ein: Ein soziales Netzwerk, das speziell für den Schulunterricht zugeschnitten ist. Hinze organisiert über die Plattform nicht nur Stundenpläne; er gibt online Hausaufgaben auf, lädt von Schülern gedrehte Videos hoch, zeigt ihnen Fundstücke aus dem Netz, die für seinen Unterricht interessant sind. „Wenn sie richtig genutzt werden, können soziale Netzwerke in der Schule von Vorteil sein“, ist Hinze überzeugt.

„Es bringt nichts, unsere Kinder vor dem Internet wegsperren zu wollen.“

Nadja Kutscher

Nur wenige Lehrer seiner Schule arbeiten bisher intensiv mit Medien. „Viele Kollegen müssen, wenn es um Technik geht, zuerst einmal Hemmschwellen überwinden“, sagt Hinze. Aber auch in manchen Elternhäusern ist die Unwissenheit groß, sagt Martin Heine, Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt. „Ein bisschen Surfen und Klicken macht noch keine Medienkompetenz aus.“ Es fehle bisher oft die kritische Auseinandersetzung mit medialen Angeboten.

Interview mit Martin Heine über Medienkompetenz für Kinder

Trotz seines Engagements – die intensive Arbeit mit sozialen Medien ist auch für Torsten Hinze ein ständiger Balance-Akt: Immer wieder gleitet die Aufmerksamkeit seiner Schüler von der Tafel weg hin zum Chatfenster auf ihren Bildschirmen. Dann und wann hört man das verstohlene Klicken einer Maus, ein „LOL“ blinkt im Chat auf. Dann fährt auch Hinze aus der Haut: „Lasst doch mal diese Computer in Ruhe. Man muss auch mal diskutieren können.“


Foto: Andreas Stedtler
Videos: Janine Gürtler, Andreas Stedtler

Dieser Artikel erschien zuerst auf MZ.de.