Vor fast zwei Jahren starb die Hallenserin Juliane Noack beim Germanwings-Flug 9525, als Copilot Andreas Lubitz die Maschine absichtlich abstürzen ließ. Heute spricht ihr Freund über das Leben nach dem Unglück.

David Nowak fliegt ganze 800 Kilometer, um an den Ort zu gelangen, an den man eigentlich keinen Menschen hinwünscht. Es ist der Ort, an dem seine Freundin heute vor genau zwei Jahren ums Leben kam – beim Absturz eines Germanwings-Flugzeugs im französischen Vernet. 

„Darüber hinwegkommen ist das falsche Wort“, sagt der 28-jährige Hallenser über seinen Verlust. „Man gewöhnt sich eher daran.“

Am 24. März 2015 stieg Juliane Noack in Barcelona in die Maschine, die der Co-Pilot Andreas Lubitz über den französischen Alpen gezielt zum Absturz brachte. 150 Menschen riss er mit in den Tod. Darunter auch Juliane. Nowak spricht gern über sie. „Sie ist eine Macherin, die angepackt hat“, sagt er.

Germanwings-Opfer: Juliane Noack aus Halle hatte noch viel vor im Leben

Die 30-jährige Schmuckkünstlerin aus Halle hatte noch viel vor im Leben. 2012 hatte sie ihr Diplom als Schmuck- und Metallgestalterin an der Kunsthochschule Burg absolviert, sich eine eigene Werkstatt in Leipzig aufgebaut. Die junge Frau war ins spanische Valencia geflogen, um Energie zu tanken, Freunde zu besuchen.

Im März 2015 ist sie seit zweieinhalb Jahren mit David zusammen und im zweiten Monat schwanger. Die beiden wollen heiraten, freuen sich auf das Kind. Am Abend vor ihrem Rückflug telefonieren die beiden noch miteinander, David will sie vom Flughafen abholen. Doch es kommt alles anders.

Freund von verunglückter Hallenserin: „Da war nur noch weißes Rauschen in meinem Kopf“

„Da war nur noch weißes Rauschen in meinem Kopf“, erinnert sich Nowak zurück. Als er die Nachrichten über den Flugzeugabsturzes liest, kommt ihm zunächst nicht der Gedanke, dass auch seine Freundin in der Maschine gesessen haben könnte. „Erst als ich mit meinem Vater telefoniert habe, hat es irgendwann Klick gemacht.“

„Da war nur noch weißes Rauschen in meinem Kopf.“

David Nowak

David Nowak sucht nach einem Weg, die Trauer zu bewältigen. Gemeinsam mit Julianes Eltern fährt er nach Paris, um bei der Staatsanwaltschaft den Stimmenrekorder zu hören, der die letzten Minuten von Flug 4U9525 dokumentiert. Er kümmert sich gemeinsam mit Julianes Eltern um ihre Beerdigung, ruft mit ihnen Ende 2015 die „Juliane Noack Stiftung“ ins Leben, die jungen Künstlern unter die Arme greift.

„Das hat mir unheimlich geholfen“, erzählt der 28-Jährige. Er besucht die Angehörigen-Treffen in Düsseldorf und den Unfallort in Frankreich. Doch die engere Verbindung zu ihr fühlt er an anderen Orten – wie zu Hause in seiner Wohnung. Noch heute benutzt er ihre Kaffeemaschine, trägt im Winter ihren Schal. Eine Skulptur mit ihrem Selbstbildnis steht in seiner Wohnung, an wechselnden Orten – „immer da, wo ich sie gerade bei mir haben will.“ Dreht man die Figur um, wird ein Schnapsbecher daraus. „Juliane hatte Humor“, sagt Nowak und lacht. In Südfrankreich wird er sich auch daran erinnern, wenn er gemeinsam mit den Angehörigen anderer Opfer trauert. 500 Menschen werden da sein.


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