Vicky Gabriel lebt sett acht Jahren auf der Karibikinsel Saba.

Saba: Mit der Corona-Pandemie kam auch die Touristenflaute

Massentourismus ist hier ein Fremdwort. Das liegt vielleicht auch daran, dass es auf der Insel statt Stränden nur schroffe Felswände gibt. Trotzdem ist der Tourismus hier eine wichtige Einnahmequelle, jährlich kommen etwa 25.000 Besucher auf die Insel. Durch die Corona-Pandemie hat sich das jedoch schlagartig geändert. Seit dem Ausbruch im März hat die Insel ihre Grenzen geschlossen. „Wir hatten monatelang keine Touristen in Saba.“ Nicht nur die Tauchgänge sind so weniger geworden, auch ihr Team hat sich deutlich verkleinert. „Vor zwei Monaten haben wir unseren letzten Kollegen verabschiedet, jetzt sind nur noch wir beide und unsere beiden Chefs da“, sagt die 33-Jährige. 

“Wir hatten monatelang keine Touristen in Saba.”

Vicky Gabriel

Seit Monaten hält sich die Tauchschule mit Tauchgängen mit Einheimischen über Wasser, außerdem nutzt die kleine Truppe die Zeit, die Boote und den Shop am Hafen auf Vordermann zu bringen. Das Paar hat Glück, beide bekommen von der niederländischen Regierung 80% ihre Gehalts als Kurzarbeitergeld. Und das unverhoffte Mehr an Freizeit verbringen sie mit Wandern, Schwimmen, Tauchen oder Schnorcheln. „Langeweile kommt keine auf, auch wenn es eine sehr kleine Insel ist.“

Die Abgeschiedenheit von Saba hat in Zeiten der Pandemie aber auch ihre Vorteile. Einen großen Ausbruch gab es bisher nicht auf der Insel. Nur fünf Fälle hatte Saba bisher, seit Anfang September gilt die Insel als coronafrei. Das lag wohl neben der Grenzschließung auch an dem Lockdown im April und Mai, der für die Inselbewohner „kurz aber schmerzvoll“ war, meint Gabriel. 

Harter Lockdown auf Saba: Nur noch bis zur Mülltonne

„Wir waren zwei Wochen komplett eingesperrt, der Gang zur Mülltonne war das höchste der Gefühle.“ Die folgenden zwei Wochen durften sie für wenige Stunden heraus, danach sei wieder normaler Alltag eingekehrt. Und während Deutschland und weite Teile der Welt derzeit wieder im Lockdown sind oder das öffentliche Leben zumindest teilweise einschränken, läuft das Leben auf Saba ganz normal weiter. „Bei uns gibt es kein Social Distancing, keine Masken – seit Juni ist alles komplett aufgehoben.“ Wann sich die Insel wieder für Touristen öffnet, das weiß hier allerdings noch niemand. Zurück nach Sachsen-Anhalt jedenfalls zieht sie zumindest in Zeiten von Corona nichts. „Ich wäre glaube ich ein wenig verloren, wenn ich jetzt in die reale Welt zurückkehren würde.“

Wenn zurück, dann nach Quedlinburg

Ihre Wurzeln in Quedlinburg hat sie trotz all den Jahren im Ausland nicht vergessen. Mindestens einmal im Jahr macht sie einen Abstecher in die Harzstadt, um Familie und Freunde zu besuchen. „Eine Freundin von mir fragt mich jedes Jahr aufs Neue, wann ich zurückkomme, aber das wird wohl nicht so schnell passieren.“ Ganz ausschließen will sie es aber auch nicht. „Ich fühle mich in Saba angekommen. Ob ich hier in Rente gehen würde, weiß ich aber nicht.“ Eines zumindest steht trotz aller Ungewissheit für sie fest: „Wenn ich irgendwann zurückkomme, dann nur nach Quedlinburg.“


Der Artikel erschien zuerst in der Mitteldeutschen Zeitung und auf MZ.de.