Glücklich und tolerant

Sowieso sei die Stadt sehr international, sagt Heinz. „Die Menschen sind sehr aufgeschlossen. Es ist einfacher, hier mit Fremden ins Gespräch zu kommen als in Deutschland.“ Viele junge Menschen und Familien bevölkern die Hafenstadt, die für ihre bunten Häuser am Hafen Nyhavn, die Statue der „Kleinen Meerjungfrau“ und natürlich ihre vielen Radfahrer berühmt ist. Heinz hat es auch die Toleranz der Menschen angetan. „Jeder kann hier herumlaufen, wie er will. Alles ist ein bisschen lockerer hier”, sagt sie. Nicht umsonst gilt die Stadt als einer der tolerantesten Orte für gleichgeschlechtliche Paare: 1998 schrieb Geschichte Dänemark – als erstes Land der Welt, in dem gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkannt wurden. 

This image has an empty alt attribute; its file name is nyhavn.jpg
Nyhavn, der zentrale Hafen Kopenhagens, und die belebte Innenstadt gehören zu den Lieblingsplätzen der Hallenserin in der dänischen Hauptstadt. (Foto: Heinz)

„Man sagt ja immer, die Dänen seien ein sehr glückliches, zufriedenes Volk“, sagt Heinz, „und das merkt man auch tatsächlich hier im Alltag.“ Das fängt schon bei ihrer Arbeit an der Uni an. Während an deutschen Universitäten viel Wert auf akademische Titel gelegt werde, sprechen sich hier Professoren und Studenten einfach mit Vornamen an. Die höfliche Form „Sie“ wurde Ende der 60er Jahre praktisch abgeschafft, seitdem duzen sich die Dänen. „Das macht es einfacher, auf allen Ebenen miteinander zu ins Gespräch zu kommen, mit dem Chef genauso wie mit der Reinigungskraft auf der Arbeit“, sagt Heinz.

Und sie sind nicht nur lockerer, die Dänen, sondern auch sehr höflich. „Die Dänen haben kein Wort für Bitte, dafür bedanken sie sich für alles tausendmal”, sagt Heinz. Nach einem gemeinsamen Abendessen zum Beispiel gern mehrfach. Und selbst beim nächsten Wiedersehen bedankt man sich noch für das letzte Treffen. Da sagt der Däne „Danke für zuletzt” und der andere antwortet mit „Selv tak – Selber, danke”.

Halle bleibt Heimat

Allein fühlt sich Heinz in Dänemark nicht mehr, aber erst seit dem vergangenen Jahr ist sie so wirklich angekommen, meint die Hallenserin. Da zog sie aus ihrer WG aus und endlich in ihre eigene Wohnung. Und auch in Zeiten der Pandemie denkt die Hallenserin nicht daran, nach Deutschland zurückzukehren. “Viele haben mich gefragt, wann ich nach Hause fliege”, sagt Heinz. “Aber mein Zuhause ist hier.” 

Halle bleibt trotzdem ihre Heimat, betont sie. Ihre Familie und Freunde, die sie sonst mehrmals im Jahr besucht, müssen nun eben ein wenig länger auf sie warten. Hat sich das Abenteuer Dänemark also für sie gelohnt? „Ich bin viel offener und auch mutiger geworden“, sagt Heinz. Hemmungen, fremde Menschen einfach anzusprechen, hat sie schon lange keine mehr. Wenn sie Hilfe braucht, fragt sie einfach. „Ich bin interessiert an anderen Menschen und Kulturen, und ich glaube, das trage ich auch nach außen.“   

Der Artikel erschien auf MZ.de.