Warum man in New York eher ausgeht, als zu kochen

Ihr Forschungsprojekt ist auf zwei Jahre begrenzt, wie es danach weitergeht, hält sich Stephan noch offen. „Aktuell zieht mich bis auf meine Familie und Freunde nichts nach Sachsen Anhalt zurück. Ich bin hier sehr zufrieden“, sagt die Auswanderin. Dabei hätte sie in ihrer alten Heimat durchaus gute Chancen, beruflich weiter durchzustarten. Forschungsmöglichkeiten gäbe es für sie im Raum Halle-Leipzig, meint Stephan, „nur eben nicht im Übermaß“. Und auch in Dessau-Roßlau winken Jobs in der Industrie. Doch wo sie sich in zwei oder drei Jahren sieht, das weiß Stephan noch nicht. Pläne für die Zukunft zu machen, liegt ihr nicht, sagt sie. Dafür genießt sie die Zeit im Big Apple viel zu sehr.

Gabriele Stephan liebt es, mit der Fähre über den East River zu fahren. (Foto: Janine Gürtler)

Vor allem die Toleranz der Menschen. „Ob man hier im Kleid und High Heels oder in Jogginghosen herumläuft, ist hier allen völlig egal.“ Auch die kulinarische Vielfalt weiß sie zu schätzen. „Viele Freunde von zu Hause glauben ja, dass ich hier nur Burger esse“, lacht sie. Dabei hat keine Stadt der Welt so eine abwechslungsreiche Küche zu bieten wie New York. Stephan hat hier von sri-lankischen Kottu Roti über chinesischen Hotpot (eine Art Fondue mit Fleisch, Gemüse und Teigtaschen) bis hin zu japanischen BBQ schon alles probiert. 

“Mir gefällt es hier sehr gut, aber ich merke auch, dass die Stadt einen ganz schön schafft.”

Gabriele Stephan

Dass die Dessau-Roßlauerin hier deutlich häufiger ausgeht als zu Hause zu kochen, liegt vor allem an den extremen Lebensmittelpreisen. In New York kostet der Supermarkteinkauf deutlich mehr als anderswo in den USA, im Prinzip hat man nur die Wahl zwischen teuer und super-teuer. Eine Tiefkühlpizza kostet hier schnell acht Dollar (6,80 Euro), eine Flasche Orangensaft sechs Dollar (5,36 Euro). „Da kommt es aufs Gleiche hinaus, im Restaurant essen zu gehen“, sagt Stephan. Manchmal aber vermisst sie eben doch die deutsche Küche – „vor allem knuspriges Brot.“ 

Und manchmal wird es auch der abenteuerlustigen Auswanderin in der Millionenmetropole zu anstrengend. „Mir gefällt es hier sehr gut”, sagt Stephan, „aber ich merke auch, dass die Stadt einen ganz schön schafft.”  Wann immer sie frei hat, entdeckt die Zugezogene die Stadt für sich. Die 31-Jährige liebt es, mit der Fähre über den East River nach Hunters Point in Long Island City zu fahren und dort bei einem Drink mit Freunden die Skyline Manhattans zu genießen. Außerhalbs des Labors hat sie dann auch ein Auge dafür. (mz)

Infobox: New York – Stadt der teuren Mieten

New York gilt als einer der teuersten Stadt der Welt. Kein Wunder: Ein Burger mit Getränk kostet im Restaurant locker mal 25 Dollar, ein Bier gibt es selten unter 8 und der Eintritt ins Museum kostet meistens um die 20 Dollar. Kennt man sich aber aus, findet man aber auch in einer teuren Stadt wie New York Schnäppchen. Viele Restaurants haben eine günstigere Mittagskarte und senken zur Happy Hour ihre Preise für alkoholische Getränke. Und einige der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind sogar kostenlos: zum Beispiel der Central Park, der Highline Park, die Brooklyn Bridge und natürlich der Times Square.

Eine halbwegs bezahlbare Wohnung zu finden, ist für die Menschen in Manhattan die größte Herausforderung. New Yorker geben zwischen 40 und 60 Prozent ihres Einkommens für ihre Miete aus. Laut einer Erhebung des US-Immobiliendienstleisters Rentcafé bekommt man für 1.290 Euro monatlich in Manhattan lediglich 26 Quadratmeter – teurer wohnt man nirgendwo auf der Welt.

Kein Wunder, dass Manhattan für viele New Yorker lediglich Arbeitsplatz, aber nicht Wohnort ist. 1,5 Millionen Menschen pendeln Tag für Tag aus den Vororten und dem Umland dorthin. Und das meist mit der U-Bahn. Die heißt hier Subway und befördert jeden Tag rund 5,5 Millionen Fahrgäste – und zwar rund um die Uhr. (jgü)


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