Job bei Disney: So werden die Figuren erst richtig realistisch

Und das ist auch heute noch sein Motto.  Auch nach fünf Jahren bei Disney ist Frey sehr selbstkritisch, wenn es um seine Arbeit geht. „Ich denke bei allen meinen Szenen, dass ich noch etwas besser machen könnte“, sagt der Animator. Deshalb schaut er sich auch immer wieder die Arbeit seiner Kollegen an, um weiter zu lernen. Aber für die Arbeit bei Disney braucht der 35-Jährige nicht nur jede Menge Zeichenkunst,  sondern auch Schauspieltalent.

„Ich habe nie eine Schauspielschule besucht, ich entscheide viel aus dem Bauch heraus“, erzählt Frey. Im Animationsstudio gibt es aber auch einen verspiegelten Raum, in dem er und seine Kollegen Szenen nachspielen und sich dabei filmen können. So können sie später ihre eigenen Bewegungen auf die Figuren übertragen. „Wenn man zum Beispiel die Hand schließt, dann fängt man häufig erst mit dem kleinen Finger an und schließt nicht gleich die ganze Hand“, verrät der Frey einen seiner Tricks. 

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Bei der Unterwasserszene von Elsa stand Frey aber noch vor einer ganz anderen Herausforderung: Wie bewegen sich Menschen im Wasser und wie ein magisches Wasserpferd? Für die Szene hat sich Frey stundenlang Referenzmaterial angeschaut, um die Bewegungen von Elsa so lebensnah zu zeichnen, dass man völlig vergisst, einen Animationsfilm zu sehen. 

Frey hat aber nicht nur bei Elsa und dem Nokk seine magischen Finger im Spiel, sondern auch Anna, Christoph und Olaf in verschiedenen Sequenzen animiert. Die Szenen mit Olaf mag er dabei am liebsten, sagt er. „Die sind unheimlich unterhaltsam und witzig.“ 

Wie ticken die Kollegen bei Disney?

Und wie sind seine Kollegen bei Disney so drauf? „Ich habe noch nie in einem Studio gearbeitet, wo so viel Wert daraufgelegt wird, dass die Leute sich wohlfühlen“, sagt Frey. Das Team ist international gemischt, die Künstler kommen aus Ländern wie Frankreich, Spanien, Korea oder dem Libanon. Ellenbogenmentalität gebe es hier nicht, sagt der Hildener. „Die Stimmung im Team muss passen, schließlich arbeitet man ja jahrelang zusammen an einem Film.“ 

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In den Film „Vaiana“ ist sogar ein ganz persönlicher Schlüsselmoment  von Freys Leben eingeflossen. Weil ihrer Insel Gefahr droht, packt die gleichnamige Titelheldin heimlich in der Nacht ihre Sachen, um den Halbgott Maui zu suchen. Es ist ein Abschied, der ihr schwerfällt  – und der Frey an unweigerlich seinen eigenen Weggang von Deutschland in die USA erinnert. Eine Woche vor seiner Abreise hatte seine Mutter die Diagnose Krebs bekommen. Genau wie Vaiana, fiel ihm der Abschied von seiner Mutter damals unheimlich schwer. „Es war ein innerer Kampf. Nach dem Motto: Ich muss gehen, aber ich will nicht.“ Frey hat die gesamte Szene animiert und die Regisseure davon überzeugt, dass Vaianas Mutter, die eigentlich schon fast aus der Szene rausgeschnitten worden war, eine Schlüsselfigur in der Abschiedsszene ist.

Die deutsche Fassung von „Die Eiskönigin“, die seit Ende November in den Kinos läuft, hat Frey übrigens noch nicht gesehen. Das will er aber im Dezember, wenn er zu seiner Familie zurück nach Deutschland fliegt, nachholen. (mz)

Drei Geheimnisse über Disney

Was Disney anfässt, wird (meist) zu Gold. Den Grundstein für den finanziellen Durchbruch des Konzerns legte Gründer Walt Disney aber nicht etwa mit Mickey Mouse, sondern mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, dem ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm der Geschichte. Drei Jahre arbeitete das Team am Film, insgesamt wurden etwa zwei Millionen Zeichnungen angefertigt. 

Für den Film hat Walt Disney einiges riskiert. Der damals 35-Jährige nahm mehrere Hypotheken auf sein Haus auf, um die Produktionskosten von 1,5 Millionen US-Dollar zu stemmen. Heute belaufen sich die Produktionskosten bei Disney locker auf das Zweihundertfache. Als teuerster Film der Geschichte gilt übrigens ein Disney-Film: „Pirates Of The Caribbean 4 – Fremde Gezeiten” hat sage und schreibe 379 Millionen US-Dollar gekostet.

Auf dem Gelände der Disney Animation Studios in Burbank haben die Mitarbeiter nicht nur ein eigenes Kino. Es gibt auch unterirdische Gänge, die die Studios für Animation, Tinte und Farbe, Kamera und Schnitt miteinander verbinden. Früher wurde das Tunnelsystem genutzt, um Zeichnungen geschützt vor schlechtem Wetter zwischen den Studios hin und her zu transportieren. (jgü)


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